Die Gründung der Loge Zur Bruderliebe an der Nordsee - Freimaurer Husum

 

Die Gründung der Loge „Zur Bruderliebe an der Nordsee“

Hinweis: Der folgende Text wurde vorhandenen alten Unterlagen entnommen, von Br. Otto Hofer übertragen und in eine heute verständliche Form gebracht.

Bereits im Jahre 1881 hatten die Brüder Freimaurer in Husum und Friedrichstadt eine Vereinigung gegründet, die aber schon 1883 aus nicht bekannten Gründen wieder einging. Satzungen der bestehenden Vereinigung waren nicht aufzufinden, nur ein Protokoll und ein Präsenzbuch waren vorhanden.

Nach Rücksprache mit den Brüdern Koch und Plump in Friedrichstadt und Br. Jagelitz in Husum berief der Seminarlehrer Claußen in Friedrichstadt eine Versammlung der Brüder Freimaurer nach Husum zum 20. Oktober 1901. Es erschienen 14 Brüder. Br. Claußen begrüßte die Brüder, eröffnete die Versammlung und schlug vor, dem Br. (Emil) Storm die Leitung zur Versammlung zu übertragen, welchem Vorschlage Folge gegeben wurde.

Es wurde die Gründung einer freimaurerischen Vereinigung beschlossen. Anwesend waren die Brüder Storm, Christiansen, Svenningsen, Thygo Ingwersen, Möllhusen, Plump, Koch, Claußen, Ratfisch (Garding), Abel (Westerholz), Jagelitz, G. Carsten, C. Hansen, Davids, Köhn, Fedde. In den Vorstand wurden gewählt die Brüder Claußen (Vorsitzender), Jagelitz (Stellv.), Plump (Sekretär), und T. Ingwersen (Schatzmeister).

Erste Seite der Stiftungsurkunde von 1906
Die erste Seite der Stiftungsurkunde von 1906

Die vom Vorsitzenden aufgestellten Satzungen wurden in einer zweiten Versammlung angenommen. Die Vereinigung stellte sich, nachdem Br. Claußen mit dem Logenmeister Br. Brauer in Flensburg Rücksprache genommen hatte, unter die Loge „Wilhelm zur nordischen Treue“.

Am 24. Januar 1902 erfolgte die Bestätigung derselben seitens der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin. Die Vereinigung nannte sich nach einer Loge, die vor etwa 100 Jahren hier bestanden haben soll: „Carl zur guten Hoffnung“.

Vielfach wurde in den Versammlungen, die abwechselnd in Husum (im Hotel Stadt Hamburg) und in Friedrichstadt abgehalten wurden, die Umwandlung der Vereinigung in eine Loge erörtert:

August Claußen, Logenmeister 1906–1912
August Claußen,
Logenmeister 1906–1912

Wir verkannten durchaus nicht die Schwierigkeiten, die zu überwinden sein würden. Namentlich schien uns die Geldfrage von durchschlagender Bedeutung zu sein. Diese musste erst befriedigt und gelöst werden, bevor wir daran denken durften, der Realisierung unseres sehnlichsten Wunsches näher zu treten. Die zahlenden Mitglieder unserer Vereinigung waren auf 31 gestiegen. In Friedrichstadt waren sechs fremde Suchende dem Orden beigetreten und in Flensburg und Altona aufgenommen, die sich unserer Vereinigung anschlossen.

Allerdings hatten wir auch schwere Verluste. Die Brüder Thygo Ingwersen und Fedde mussten gestrichen werden. Apotheker Ingwersen und Waldmann zogen fort; Br. Plump wurde in den ewigen Osten abberufen. Außerdem wollten die Brüder Storm (Husum), Lorenzen (Friedrichstadt) und Abel (Westerholz) sich einer zu gründenden Loge nicht anschließen und einige andere Brüder nur als ständig Besuchende beitreten.

Da wurde von Brüdern in Heide angeregt, die 1881 in Marne gegründete Loge „Dithmarsia“ nach Heide zu verlegen. Nach längeren Verhandlungen erklärten die Brüder in Friedrichstadt einhellig, einer Loge in Heide beitreten zu wollen. Die Brüder in Husum waren noch unentschlossen.

Die von Heide aus mit Marne gepflogenen Verhandlungen zogen sich sehr in die Länge, wurden wohl auch nicht mit dem nötigen Eifer betrieben und gerieten schließlich ins Stocken. Die Brüder in Marne, Meldorf und Brunsbüttel waren auch für eine Verlegung der „Dithmarsia“ nicht zu gewinnen. So entschlossen sich die Mitglieder der Vereinigung „Carl zur guten Hoffnung“ nunmehr selbstständig vorzugehen.

In der zum 27. August 1904 in Husum berufenen Besprechung zur Beschlussfassung bezüglich Gründung einer Loge wurde von den anwesenden Brüdern einstimmig die Einrichtung einer Johannisloge und der Bau eines Logenhauses beschlossen. Br. Claußen übernahm es, ein Gesuch an die Große Landesloge zu entwerfen.

Zugleich wurde beschlossen, einen geeigneten Bauplatz zu erwerben, sowie Riss und Kostenanschlag für ein Logenhaus anfertigen zu lassen. Als höchsten Kostenpunkt für den Bau einschließlich Bauplatz wurden vorläufig 20.000 Mark festgesetzt. In die Baukommission, welcher die weitere Ausführung übertragen wurde, wurden gewählt die Brüder Svenningsen, Jagelitz, Claußen, E. Kähler und Möllhusen.

Für die Beamtenstellen wurden in Aussicht genommen, jedoch nicht offiziell gewählt:
1) Logenmeister Br. Claußen
2) Abg. Logenmeister Br. Jagelitz
3) 1. Aufseher Br. Christiansen oder Br. E. Kähler
4) 2. Aufseher Br. Svenningsen
5) Sekretär Br. Schütt
6) Redner Br. Koch
7) Schatzmeister Br. C. Hansen
8) Zeremonienmeister Br. Hirth

Als Bezeichnung der Loge wurde auf Vorschlag von Br. Claußen einstimmig angenommen: „Zur Bruderliebe an der Nordsee.“

Das Gesuch an die Große Landesloge wurde bereits am 15. September 1904 abgesandt, zugleich das Gesuch um Bauerlaubnis auf dem in der Parkstraße 1 für 3.000 Mark erworbenen Grundstück an den Kreisausschuss.

Es kann hier noch eingeschaltet werden, dass, nachdem das Projekt der Verlegung der „Dithmarsia“ als aussichtslos fallen gelassen war, die Brüder in Friedrichstadt mit dem Plane hervor traten, nunmehr für die Städte Heide, Husum, Friedrichstadt, Tönning, Garding etc. eine Loge in Friedrichstadt zu bauen. Wenn auch die Zweckmäßigkeit dieses Planes nicht in Abrede gestellt werden konnte, so musste derselbe doch fallen gelassen werden, da die Heider Brüder absolut nicht für denselben zu gewinnen und auch die Husumer Brüder demselben wenig geneigt waren. Es ließ sich ja auch nicht leugnen, dass da Heide nicht mittun wollte, Husum viel geeigneter erscheinen musste als Friedrichstadt. Im Interesse der zu gründenden Loge ließen dann auch die Friedrichstädter Brüder ihren Plan fallen und erklärten sich einstimmig mit dem Gründungsort Husum einverstanden.

Die Genehmigung zur Gründung der Loge wurde am 18. Januar 1905 in der Vierteljahresversammlung der Großen Landesloge erteilt. Am 23. Februar wurde auf Anordnung der Großen Landesloge von 23 Brüdern die uns zugesandte Reversunterlage unterzeichnet. Ebenso wurde auf Anordnung nunmehr die offizielle Wahl und Ernennung der Logenbeamten vorgenommen. Nachdem die gesetzlichen Bestimmungen über die Wahl bekannt gegeben waren, wurde zuerst die Wahl des Logenmeisters vorgenommen. Br. Jagelitz leitete diese Wahl, während der vorgeschlagene Br. Claußen das Lokal verließ.

 

Schmuckurkunde aus dem Jahr 1925, wohl von Br. Böttcher
Schmuckurkunde aus dem Jahr 1925,
wohl von Br. Böttcher

Das Ergebnis war die einstimmige Wahl von Br. Claußen, welcher dieselbe annahm.

Hierauf wurden gewählt als

  • 1. Aufseher, Br. Davids Husum,
  • 2. Aufseher, Br. Kähler,
  • Schatzmeister, Br. Hansen.

Br. Claußen ernannte hierauf zum

  • Sekretär den Br. Schütt,
  • Redner den Br. Koch,
  • Abg. Logenmeister den Br. Jagelitz,
  • Zeremonienmeister den Br. Hirth.

Zu Stellvertretern wurden für den

  • 1. Aufseher der Br. Köhn,
  • 2. Aufseher der Br. Peters,
  • Sekretär der Br. Voigt,
  • Redner der Br. Ratfisch,
  • Schatzmeister der Br. Kähler,
  • Zeremonienmeister der Br. Andresen ernannt.
Logenhammer, Geschenk von Br. Ludwig Nissen
Unser Logenhammer,
ein Geschenk von Br. Ludwig Nissen

Zum Wachthabenden wurde Br. Carstens ernannt.